15 Gründe Freimaurer zu sein

Jeder Freimaurer hat seinen persönlichen Grund, weshalb er diesem Bund angehört. Für einige ist es die Suche nach neuen Freunden, andere suchen die Wohltätigkeit oder wollen einen Beitrag leisten für Familie und Gesellschaft. Was könnte Ihr Grund sein? Wir listen hier 15 Gründe dafür auf, dass die Zugehörigkeit zu einer Loge eine persönliche Bereicherung bei der Gestaltung Ihres Lebens sein könnte.

1. Werte finden

Die Freimaurerei vermittelt ethische, in der Aufklärung verankerte und den Menschenrechten verpflichtete Werte. Das geschieht ganzheitlich und praxisbezogen in Gesprächen und rituellen Feiern.

Es gibt zweifellos viele andere Lebensbereiche, die sich um die Vermittlung von Werten bemühen: die Schulen, die Kirchen, Vereine, Seminare, Parteien, Klubs und selbstverständlich die Familien und der Freundeskreis. Aber nur in wenigen Gruppen geschieht die Wertevermittlung so ganzheitlich, direkt, tiefgreifend und vor allem praxisorientiert wie in einer gut geleiteten Freimaurerloge. Dort entsteht eine einzigartige Mischung zwischen Gesprächen, Ritualen und dem Handeln in einer Gruppe, welche diese Werte erfolgreich vermitteln kann.

2. Selbsterkenntnis gewinnen

Die Suche nach der eigenen Identität, nach den eigenen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen, den eigenen Zielen und der Harmonie von Rationalität und Emotionalität gehört zu den Ur-Zielen der Freimaurerei. Ohne Bindung an Dogmen und Ideologien. Die Selbsterkenntnis ist eine wichtige Voraussetzung, um sich in der Gesellschaft bewähren zu können.

Wenn Interessenten sich an eine Loge wenden, suchen sie oft nach dem Sinn ihres persönlichen Lebens. Diese Menschen, die wir «Suchende» nennen, erwarten oftmals fertige Antworten von der Freimaurerei. Diese Antworten kann sich jeder aber nur selbst geben. Deshalb beginnt der freimaurerische Weg im Lehrlingsgrad mit der Suche nach dem eigenen Ich, den eigenen Stärken, Schwächen, Ansprüchen, Wünschen und Möglichkeiten. Zu finden sind sie durch Nachdenken, durch ein ausgewogenes Verhältnis von Vernunft und Emotionalität, durch Rituale, durch intensive Beschäftigung mit freimaurerischen Symbolen und durch Gespräche mit Freunden. Die Suche nach dem Wissen, wer man ist, was man kann, was man will und wie man es umsetzt, gehört zu den ureigenen Aufgaben der Freimaurerei. Sie hilft ihren Mitgliedern, ihren Standpunkt, ihre Sichtweise, ihre Ziele und eine persönliche Erkenntnis zu finden – wichtige Voraussetzungen, um sich in der Gesellschaft bewähren zu können.

3. Sozialkompetenz erwerben

Die Brüder, die aus den unterschiedlichsten Kreisen und Berufen stammen, lernen in einer Loge den fairen, kultivierten Umgang mit anderen Menschen. Freimaurer haben beste Voraussetzungen, aus eigener Kraft erfolgreich und gleichzeitig zufrieden zu sein.

Vermutlich finden sich unter den Freimaurern mehr beruflich erfolgreiche Menschen als in der durchschnittlichen Gesellschaft. Dabei kann man in der Freimaurerei kaum von beruflichen Netzwerken profitieren. Aber die Mitglieder lernen und vertiefen in den Logen ihre soziale Kompetenz, sie verinnerlichen den fairen und angenehmen Umgang mit anderen Menschen und sie gewinnen durch die Gespräche mit den Logenbrüdern, die bewusst aus den unterschiedlichsten Kreisen und Berufen kommen, ein deutlich umfassenderes Weltbild. Sie können auf das kollektive Wissen und die Erfahrungen der Bruderschaft zurückgreifen. Freimaurer haben also gute Voraussetzungen, aus eigener Kraft erfolgreich und gleichzeitig zufrieden zu sein.

4. Geistig offen werden

Die humanistische Freimaurerei ist den Religionen gegenüber tolerant und vertritt keine eigene Glaubensüberzeugung. In die Rituale fliessen als Anregung religiöse, philosophische und spirituelle Elemente ein. Jeder Bruder ist frei, sie anzunehmen oder abzulehnen.

Die humanistische Freimaurerei ist zwar den Religionen gegenüber tolerant und vertritt auch keine eigene Glaubensüberzeugung. Sie ist auch nicht im eigentlichen Sinne spirituell, sie bietet aber in ihren Ritualen Gedanken aus verschiedenen religiösen, spirituellen und philosophischen Systemen an, die der Teilnehmer als Anregungen und als Teil seiner persönlichen Weltanschauung aufnehmen kann, aber nicht muss. Diese gedankliche Freizügigkeit stammt aus der Frühgeschichte der modernen Freimaurerei, und besonders der Einbezug zum Teil gegensätzlicher Weltbilder ermöglicht den Prozess der gegenseitigen Achtung und des Verstehens – etwa auf den Themenfeldern der Religion oder der Politik. Das Bild der humanitären Freimaurerei, ihres Zeichens ein Kind der Aufklärung, ist sehr freizügig und hat Platz für alle religiösen oder weltanschaulichen Sichtweisen.

5. Toleranz üben

Zu den freimaurerischen Tugenden gehört die Toleranz. Sie bedeutet nicht Gleichgültigkeit, sondern die vorurteilsfreie und ernsthafte Prüfung einer anderen Meinung, um sie zu teilen oder weiterhin zu verwerfen.

Toleranz ist alles andere als Gleichgültigkeit. Man kann anderen Menschen gegenüber gleichgültig sein, weil man sich mit ihren Problemen oder Besonderheiten nicht beschäftigen will. Das kann eine sogar libertäre Form der Ausgrenzung sein, Toleranz ist es nicht. Toleranz geht immer einher mit einer anderen Meinung, die man nicht teilt. Schon Goethe erkannte: «Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen.» Das ist leicht gesagt, aber Toleranz ist eine der schwierigsten Aufgaben, mit denen sich ein Mensch beschäftigen kann. In den Logen wird der Boden für Toleranz bereitet, und dies nicht nur aus der Bereitschaft zur humanistischen Lebensgestaltung. Man trifft in den Logen auf unterschiedlichste Menschen, Sichtweisen und Erfahrungen, die auf dem Weg von der Gleichgültigkeit über die Toleranz zur Anerkennung und Einsicht führen können.

6. Mass entwickeln

Idealismus oder Realismus ist für Freimaurer keine Grundsatzfrage. Es geht ihnen darum, für eine wertorientierte Lebenspraxis das richtige Mass zu finden.

Idealisten, die die Welt verbessern wollen, die eine «Verschwörung zum Guten» suchen, die anderen Menschen helfen möchten – sie sind bei den Freimaurern am richtigen Ort. Hier treffen Idealisten viele Gleichgesinnte, mit denen sie innerhalb der Loge und ausserhalb im gelebten Alltag ihren Idealismus umsetzen können. Die Bruderschaft kann dabei mit Anerkennung helfen und als moralische Stütze dienen. Die Loge bietet jedem Bruder die wertvolle Erfahrung der wohlmeinenden Kritik durch Andersdenkende, wodurch das richtige Mass zwischen Idealismus und Realismus gefunden werden kann, das für eine gelebte werteorientierte Lebenspraxis unabdingbar ist.

7. Meinungsbildung schärfen

Eine Loge bildet eine «Gemeinschaft Ungleicher» und bietet deshalb mit den Vorträgen, Diskussionen und Gesprächen ein ungeahntes Spektrum der Anschauungen. Das hilft, den eigenen Standpunkt zu überprüfen und sich eine solide Meinung zu bilden.

Zur Meinungsbildung sind selbstverständlich verschiedenste Medien wichtig. Gelebte Meinungsbildung findet allerdings erst im Gespräch mit anderen Menschen statt. Dabei besteht die Gefahr, mit «Gleichgesinnten» eine Meinung nicht zu erarbeiten, sondern nur zu verfestigen oder gar Vorurteile aufzubauen. Eine Loge besteht vorzugsweise aus den unterschiedlichsten Menschen, einer «Gemeinschaft Ungleicher», wie sich der Bruderbund auch nennt, und bietet damit ein ungeahntes Meinungsspektrum. Für viele Brüder ist es erfrischend und bereichernd zu sehen, wie viele unterschiedliche Meinungen und Standpunkte an einem Vortragsabend nach einem Impulsvortrag in einer ergebnisoffenen Diskussion zu hören sind. Sie tragen zu einer umfassenden Meinungsbildung bei.

8. Gesprächskultur pflegen

Das offene brüderliche Miteinander, die gegenseitige Toleranz und der Respekt vor dem Recht einer anderen Meinung fördern die Gesprächskultur.

Die angenehme Diskussionskultur ist häufig das erste, was Gästen beim Besuch einer Loge auffällt. Freimaurer schätzen das «Laut denken mit dem Freunde», wie es Lessing formulierte. Um eine Debatte erfolgreich führen zu können, muss man sich sicher fühlen, muss seinen Platz in der Gruppe gefunden haben. Das brüderliche Miteinander, die gegenseitige Toleranz und der Respekt vor dem Recht einer anderen Meinung unterstützen diese Kultur. Hin und wieder holt sich unsere Loge externe Referenten zu unterschiedlichsten Themen. Die Referenten kommen gerne, weil sie von der Offenheit und der Toleranz der Bruderschaft angetan sind, die eine gut aufgestellte und arbeitende Loge auszeichnen. Nicht selten ist der Besuch eines öffentlichen Anlasses der Beginn einer Mitgliedschaft.

9. Ausgeglichen werden

Die Teilnahme am Logenleben bedeutet ein Innehalten, eine Entschleunigung, was enorm beiträgt zur eigenen Ausgeglichenheit und Standhaftigkeit.

Freimaurerei wirkt auf die eigene Befindlichkeit. Der wöchentliche Logenabend, die regelmässigen Rituale, sie bedeuten ein wiederkehrendes Innehalten, sie sind bewusste Momente der Entschleunigung. Wer bewusster wahrnimmt, wer sein Leben reflektiert und ordnet, wer Freunde hat, wer sein Verhältnis zur Welt klären kann, wer seine eigene Mitte findet, der wird auch im rauen Alltag mit grösserer Ausgeglichenheit und Standhaftigkeit bestehen können.

10. Freundschaft erfahren

Wer geistige Anregung sucht, vertrauensvolle Gesprächspartner, ehrliche Ratgeber und Mahner, Freunde im besten Sinne des Wortes, findet sie in den Logen. Wer dort auf geschäftliche Vorteile hofft, wird rasch enttäuscht.

Netzwerke gibt es überall: in Vereinen, im Beruf, in der Politik und in der Kultur. Sie dienen dazu, berufliche oder private Karrieren zu fördern, sich gegen andere Meinungen abzuschotten. Oft werden sie auch als «Seilschaften» bezeichnet. Diese beruflichen Netzwerke findet man in der Freimaurerei kaum. Wer sich durch eine Mitgliedschaft berufliche Vorteile erhofft, wird enttäuscht. In den Logen findet man ganz andere Netzwerke – sie sind persönlich, an gemeinsamen Werten orientiert und tiefgründig. Wer für eine bestimmte Aufgabenstellung Mitstreiter oder Ratgeber, Zuhörer, Unterstützer, aber auch Mahner, kreative Anregungen und Kontakte benötigt, wird schnell fündig. In den Logen sind Netzwerke nicht zielgerichtet, aber vielseitig.

11. Freundschaft leben

Freimaurer sind sich brüderliche Freunde, die sich uneigennützig mit Rat und Tat helfen, aufeinander zugehen und sich näher verbunden fühlen als sonst in der Gesellschaft.

Viele haben in digitalen Medien Hunderte von «Freunden». Was aber jeder Mensch braucht, sind echte Freunde, mit denen man über alles reden kann, die Zeit haben und ein Ohr für Sorgen und Nöte, die man zu unmöglichen Zeiten anrufen oder treffen kann, die uneigennützig helfen, wenn man sie braucht. Logen begünstigen das Entstehen von Freundschaften: durch die gleiche Interessenlage, die Offenheit, auf andere zuzugehen, und durch den Willen zum Zuhören. Und Freimaurer sind «brüderliche Freunde». Sie leisten Hilfe, wenn ein Logenbruder sie benötigt, stehen mit Rat und Tat zur Seite und gehen von sich aus auf andere zu, wenn sie eine Notwendigkeit dazu sehen. Die Freimaurer sind einander menschlich näher verbunden als dies vielleicht in der Gesellschaft üblich ist. Doch wie im normalen Leben kommen auch in der Freimaurerei Freunde nicht von selbst. Man muss einiges dafür tun.

12. Geselligkeit geniessen

Die Logen erfüllen auch das Bedürfnis nach Geselligkeit. Sei es bei einem Brudermahl, beim Zusammensein im Clubraum oder auf Ausflügen mit Partnerinnen und Gästen.

Jeder Mensch braucht ein Mindestmass an Geselligkeit. Die Logen erfüllen auch dieses Bedürfnis, denn neben den Ritualen und den strukturierten Konferenzen mit Vorträgen dient die Loge auch dem lockeren Gespräch in der Gruppe oder vertraulichen Gesprächen unter Freunden. In unserem Clubraum diskutieren wir oft bis spät in der Nacht über Gott und die Welt. Darüber hinaus unternehmen wir gelegentlich Ausflüge mit den Partnerinnen und Gästen oder führen interne oder öffentliche Veranstaltungen durch. Zudem gibt es zahlreiche Kontakte und Treffen mit anderen Logen, aber auch mit nichtfreimaurerischen Gruppen und Organisationen. Auch die Geselligkeit in der Loge findet im rechten Mass statt, in einer guten Balance zwischen Anspruch und Entspannung.

13. Horizont erweitern

Die Mitglieder einer Freimaurerloge haben das Recht, jede andere Loge in der Schweiz und im Ausland zu besuchen. Die Weltbruderkette ist eine konkrete Erfahrung.

Wer oft auf Reisen ist, hat auch fern der Heimat den Wunsch, sich ein bisschen zuhause zu fühlen – egal wo er sich gerade befindet. Über die sogenannte «Weltbruderkette» ist dies möglich, denn Mitglieder einer Freimaurerloge haben das Recht, jede andere Loge der Welt zu besuchen. Reisende Brüder berichten immer wieder von freundlichen Aufnahmen in fremden Logen, von angenehmen Erlebnissen und den teilweise langjährigen Freundschaften und Kontakten, die sich daraus ergeben. Eine rege Besuchstätigkeit wird auch unter den Logen in der Schweiz gepflegt. Besuche bieten eine willkommene Abwechslung und die Erweiterung des eigenen Horizontes.

14. Gesicherte Privatheit

In den Logen gelten Verschwiegenheit und Zurückhaltung als Tugenden, welche die Grundlagen für Vertrauen, Freundschaft und aussergewöhnliche Gedanken sind.

In einer Zeit, in der in den Medien täglich neue Hypes aufgebaut werden, in der jedes Gerücht zur Nachricht wird, wo in den sozialen Netzwerken jede Privatheit zur öffentlichen Veranstaltung verkommt, ist es tröstlich zu wissen, dass es auch «informelle Schutzzonen» gibt, in denen nicht jeder zu jedem Thema eine Meinung äussern muss, wo vertrauliche Gespräche auch vertraulich bleiben, wo man aber auch Meinungen und Gedanken in einer Art meinungsbildendem Labor ausprobieren kann, wo Freiheit für Gedanken gilt, selbst wenn sie noch nicht ausgereift sind oder die Zeit dafür noch nicht da ist. In den Logen gelten Verschwiegenheit und Zurückhaltung als Tugenden, welche die Grundlagen für Vertrauen, Freundschaft und aussergewöhnliche Gedanken sind.

15. Humanität leben

Freimaurer lernen, im privaten und beruflichen Umfeld mit dem guten Beispiel an Achtung der Menschenwürde und der Toleranz voranzugehen. Einfach durch die selbstverständliche Tat und ohne jedes Sendungsbewusstsein.

Freimaurerische Werte lassen sich im Alltag gerade auch im Kleinen jeden Tag leben. Freimaurer stellen keine Forderungen an ihre Mitglieder, sie überlassen es dem Einzelnen, wie weit er diese Forderungen in seinem Leben umsetzt. Sie betrachten es bereits als grossen Gewinn, wenn jedes Mitglied Menschlichkeit in der Familie, der Verwandtschaft, im Freundes- und Bekanntenkreis und am Arbeitsplatz umsetzt, so gut es geht. Dabei muss man die Freimaurerei nicht vor sich hertragen, man kann ganz diskret und einfach danach handeln. Nicht wenige Brüder engagieren sich für dieses Ziel auch offen, sie tragen die freimaurerischen Tugenden ihren Möglichkeiten entsprechend in Vereine, Parteien, Organisationen und wirken dort für Menschlichkeit. Die humanistischen Tugenden sind universell und können ohne jedes Sendungsbewusstsein im Kleinen wie im Grossen umgesetzt werden.