Geschichte der Loge zur Hoffnung
Als die Berner Regierung im Jahr 1745 die Freimaurerei verbot, existierten in Bern noch keine offiziellen Logen - aber das Gedankengut der Brüder hatte längst Wurzeln geschlagen. Man wusste von heimlichen Zusammenkünften, vom Austausch über Freiheit, Brüderlichkeit und Erkenntnis. Als der Geheime Rat 1764 von diesen Treffen erfuhr, griff er hart durch. Doch Ideen lassen sich nicht verbieten.
Zwischen 1798 und 1803 gründeten Offiziere in Berner Diensten erste Logen - sie blieben kurzlebig, doch sie bereiteten den Boden für das, was kommen sollte: die Geburt der Loge zur Hoffnung.
Am 1. Juli 1803 verfasste Bruder Antoine Pallandre, Altstuhlmeister der Loge Les Trois Temples in Carouge, die provisorische Konstitution. Nur wenige Monate später, am 7. Februar 1804, brachte der Grand Orient de France das Licht feierlich ein - der Beginn einer langen, bewegten Geschichte.
Wie in jeder Gemeinschaft blieb auch hier der Weg nicht frei von Spannungen. Innere Zwistigkeiten führten bald zur Gründung einer zweiten Loge, La Discrétion, unter Peter Ludwig von Tavel. Doch ohne Anerkennung durch den Grand Orient de France löste sie sich bald wieder auf - und die Brüder kehrten zur Hoffnung zurück.
Von Tavel, eine charismatische Persönlichkeit, übernahm daraufhin die Leitung der Loge und führte sie von 1806 bis 1809. Später wurde er von der Vereinigten Grossloge von England zum Provinzial-Grossmeister ernannt - ein Wendepunkt. Am 28. Februar 1819 beschlossen die Brüder den Anschluss an die englische Konstitution. Damit begann ein neues Kapitel, geprägt von Stabilität und internationaler Anerkennung.
Ein Meilenstein folgte am 24. Juni 1844, als die Loge zur Hoffnung massgeblich an der Gründung der Schweizerischen Grossloge Alpina (SGLA) beteiligt war - der heutigen Dachorganisation der Schweizer Freimaurer.
Unter ihren Mitgliedern finden sich bemerkenswerte Persönlichkeiten. Besonders hervorgetreten ist Élie Ducommun, Meister vom Stuhl von 1882 bis 1884, später Grossmeister der SGLA. Sein Einsatz für Frieden und Menschlichkeit wurde 1902 mit dem Friedensnobelpreis geehrt - ein Zeugnis dafür, wie tief freimaurerische Werte in die Welt hinauswirken können.
In den 1920er-Jahren erlebte die Loge eine Blütezeit: 335 Brüder zählte sie 1926 - so viele wie nie zuvor. Unter ihnen Politiker, Wissenschaftler, Unternehmer, Künstler. Doch die Zeitläufte machten auch vor der Bruderschaft nicht Halt: Die Fonjallaz-Initiative und der Zweite Weltkrieg liessen die Zahl der Mitglieder bis 1945 auf 182 sinken. Dennoch blieb die Flamme der Hoffnung lebendig.
Auch ihre Häuser erzählen von Wandel und Beständigkeit. 1809 bezog die Loge ihr erstes Heim an der Inselgasse, 1899folgte der Umzug an die Bogenschützenstrasse - ein prachtvoller Ort, der später dem Ausbau des Bahnhofs weichen musste. 1966 fand die Loge ihr neues Zuhause an der Brunngasse, wo sie bis heute ihre Lichter entzündet.
Im Herbst 2003 feierte die Loge zur Hoffnung ihr 200-jähriges Bestehen - mit 700 Gästen aus der Schweiz, Europa und Übersee. Zwei Jahrhunderte Geschichte, getragen von der Idee, dass Erkenntnis, Menschlichkeit und Brüderlichkeit zeitlos sind.
„Hoffnung ist das Licht, das uns durch die Dunkelheit führt - damals wie heute.“